Zeitungsbericht von der Limmattaler Zeitung

Single Ladys auf der Suche nach dem perfekten Brautkleid – im «115 Brautkleider» steht Spass an erster Stelle

 

Die Schlieremerin Daniela Brogli besitzt über 150 Brautkleider und dazu passende Accessoires. Anstatt diese zu verkaufen, bietet die 61-Jährige sie ausschliesslich zum Anprobieren an.

Daniela Brogli bietet Frauen die Möglichkeit, ohne Hochzeitspläne, nur zum Spass in ein Brautkleid zu schlüpfen. Die Kundinnen ihres Angebots «115 Brautkleider» können einen Nachmittag lang Hochzeitskleider und passende Accessoires anprobieren, dazu Prosecco trinken und Erinnerungsfotos schiessen.

Übliche Brautkleidgeschäfte seien darauf ausgerichtet, ihre Kleider zu verkaufen, sagt die 61-Jährige. Um zu verhindern, dass Leute nur zum Spass kämen, verlangten einige Geld für die Anprobe. Bei ihr sei es gerade umgekehrt. Sie biete ihre Kleider ausschliesslich zum Anprobieren – gezahlt wird für einen Nachmittag voller Spass. «Es soll lässig sein, Freude machen, die Kundinnen sollen mal alles austesten.» Sie sagt:

«Was wir hier schon gelacht haben!»

Die Idee für ihr Geschäftsmodell habe sich über mehrere Jahre entwickelt, sagt sie. Den ersten Anstoss habe die Fernsehsendung «Zwischen Tüll und Tränen» gegeben, in der Bräute nach dem perfekten Brautkleid suchen. Sie und ihre zwei Töchter hätten diese regelmässig geschaut und selbst Lust gekriegt, in ein solches Kleid zu steigen. «Dass meiner jüngeren Tochter diese Erfahrung aufgrund ihres leichten Handicaps verwehrt bleiben könnte, hat mich zum Nachdenken gebracht», erzählt Brogli.

Eine Lagerhalle voller Brautkleider

So zögerte sie nicht, als der Zufall ihr Anfang 2020 eine einmalige Gelegenheit bot. Ihre ältere Tochter sei im Internet auf ein Brautkleidgeschäft gestossen, das schliessen musste. Einige Zeit später seien sie in einer riesigen Lagerhalle mit 115 Brautkleidern gestanden, sagt Brogli. Sie habe nicht widerstehen können und kurzerhand alle Kleider zu einem niedrigen Gesamtpreis gekauft – daher der Name 115 Brautkleider. Später seien weitere Kleider dazu gekommen, mittlerweile seien es schon über 150 Stück, sagt sie.

«Als die Kleider geliefert wurden, haben wir eins nach dem anderen tagelang anprobiert.» Das sei eine Riesenaufregung gewesen, erzählt sie. Dabei hätten sie auch den dazugehörigen Schmuck wie Schleier und Diademe nicht aussen vor gelassen. Sie sagt:

«Wir lieben alles, was glitzert.»

Diese Freude am Brautlook und am Prinzessinnensein sollten möglichst vielen Frauen ausleben können, findet Brogli. Ob mit oder ohne Handicap, ob verheiratet oder unverheiratet – sie heisst in ihrer Wohnung am Alten Zürichweg in Schlieren alle willkommen.

 Corona kam und die Kleider mussten zügeln

Anfangs hat Brogli das 115 Brautkleider für kurze Zeit in einem Raum in Bremgarten zusammen mit ihrer älteren Tochter geführt. Doch bereits kurz nach der Eröffnung im Herbst 2020 machte ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung. «Wir konnten es wegen der verschärften Coronamassnahmen finanziell nicht mehr stemmen», sagt Brogli.

 Sie liess sich nicht unterkriegen

Ganz so leicht gab Brogli ihr «Herzensprojekt» aber nicht auf. Seit einigen Monaten führe sie das Angebot neben ihrer Arbeit als kaufmännische Angestellte hobbymässig zu Hause weiter. Ihre Tochter habe sich inzwischen beruflich neu orientiert. Sie helfe ihr aber ab und zu aus, ebenso ihre Schwester. «Kürzlich kam eine Gruppe beeinträchtigter Frauen vorbei. Wie die gestrahlt haben, das war wunderschön», sagt sie. Bei anderen Gruppen seien schon Tränen geflossen und wieder andere hätten richtig Party gemacht. «Ich bin nun wieder voller Elan dahinter.»

Celia Büchi, 27.04.2022